Am 26.11.2019 versammelten sich zahlreiche Gäste im Festsaal des Celler Schlosses. Sie folgten der Einladung der Deutsch-Russischen Gesellschaft e.V. und der Deutsche Management-Akademie Niedersachen zu den dritten „Samowargesprächen im Schloss“. Seit 2016 richtet sich dieses jährliche Event an Vertreter der Politik, Wirtschaft und Bürgerschaft, die im regen Austausch die Problematik der deutsch-russischen Partnerschaft erörtern.
Den Abend eröffnete Frank Neumann, der Leiter der Abteilung der Management-Akademie für Auslandsrepräsentanzen und Kooperationen und zugleich der 2. Vorsitzender der Deutsch-Russischen Gesellschaft. Er begrüßte alle Anwesenden insbesondere die Integrationsbeauftragte im niedersächsischen Landtag Frau Doris Schröder-Köpf, den Generalkonsul der Russischen Föderation Herrn Andrej Scharaschkin, den Vizekonsul des Hamburger Konsulats Herrn Michail Marin und die Ortsbürgermeisterin Frau Iris Fiß. Herr Neumann verwies auf die Jubiläumsdaten des Jahres 2019: zum einen den 30. Jahrestag der Management-Akademie, zum anderen den 25. Jahrestag der Partnerschaft der Städte Celle und Tjumen. Anschließend übergab Herr Neumann das Wort der 1. Vorsitzenden der Deutsch-Russischen Gesellschaft (DRG) Evgenia Panteleeva-Stammen, die die Gäste durch den Abend führte.

 Frau Panteleeva-Stammen begrüßte ihrerseits die Gäste zum 3. Samowar-Gespräch, das die Möglichkeit biete, interessante Persönlichkeiten von ganz nah zu erleben und ihnen Fragen zu stellen. Sie betonte die Wichtigkeit der Celle-Tjumen-Partnerschaft, die es dazu beiträgt, die deutsch-russische Beziehungen auf menschlicher Basis weiterzuführen. Frau Panteleeva-Stammen forderte ihre Gäste als gute Gastgeberin herzlich auf, die traditionellen russischen Süßigkeiten und Gebäck bei Tee und anderen Getränken zu kosten. Somit übergab sie das Wort der ersten Rednerin Frau Schröder-Köpf.
Frau Schröder-Köpf bedankte sich für die Einladung der DRG und betonte das gemeinsame Anliegen: stabile Beziehungen zwischen Deutschland und Russland, die sich in vielen Fragen in den letzten Jahren „auseinanderentwickelt haben“ und zitierte dabei den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier: „Wir sollten uns nicht von der Endzeitstimmung beeinflussen lassen“. Weiterhin erzählte Frau Schröder-Köpf von ihren Aufgaben als Integrationsbeauftragte im niedersächsischen Landtag. Seit 2013 ist sie zuständig für die Integration der Spätaussiedler und Zugereisten aus Russland und aus ehemaligen Sowjetrepubliken. In Niedersachsen leben 400 000 Spätaussiedler, was 4,4% der Gesamtbevölkerung entspricht. Insgesamt sind seit 1989 2,4 Mio. Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Das ist die größte Zuwanderung in die BRD. Frau Schröder-Köpf rief in Erinnerung schwierige Zustände im Aufnahmelager Friedland und negative Berichterstattung in den Medien über die Spätaussiedler, die sich nicht immer willkommen fühlten in der neuen alten Heimat Deutschland und somit doppelte Fremdheit erlebten. Inzwischen leisten die Spätaussiedler einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen und kulturellen Leben, erreichen besonders im Sport internationale Erfolge, und sind gute Brückenbauer zwischen der deutschen und russischen Kultur. Frau Schröder-Köpf brachte zum Abschluss ihrer Rede ein Zitat von dem „großen Brückenbauer“ Egon Bahr: „Man muss die Welt so nehmen, wie sie ist, man muss sie aber nicht so lassen.“ Frau Schröder-Köpf äußerte ihr Bedauern, dass gegenwärtig Brückenbauer auf der hohen politischen Ebene fehlen, und dass auf beiden Seiten das Vertrauen verloren gegangen ist.
Umso mehr sei es wichtig, dass die Beziehung zu Russland auf Landesebene sich weiterentwickelt. Herr Neumann erwähnte die für die nächste Woche geplante Reise des Ministerpräsidenten Weil nach Moskau.
Die 1. Vorsitzende der DRG kündigte das Konzert eines Knabenchors aus St. Petersburg an, das am 8.12. um 19:00 im Beckmann-Saal stattfindet. Sie übergab das Wort dem Generalkonsul, der zusammen mit dem Vizekonsul für die Samowar-Gespräche aus Hamburg angereist war.
Herr Scharaschkin beantwortete die Fragen aus dem Publikum auf Russisch, der Vizekonsul Marin übersetzte. Der Generalkonsul betonte, dass Russland immer für visumfreien Austausch war und seit 2004 intensive Gespräche mit der deutschen Regierung über diese Problematik führte. Er äußerte das Bedauern, dass dieses Vorhaben scheiterte und betonte, dass das visumfreies Reisen nur von beiden Seiten möglich ist. Weiter sprach er von Sicherheitsfragen, die ein Land alleine nicht lösen kann. Es gelte den internationalen Terrorismus mit geeinten Kräften zu bekämpfen, es gibt keine guten Terroristen und die stellen eine große Gefahr für die Menschheit dar.
Herr Scharaschkin verurteilte die Tendenz nur einem Land - Russland -die Schuld für verschiedene Geschehnisse zuzuweisen, ohne haltbare Beweise zu bringen. Russland besitze nur ein paar Militärbasen im Ausland, während die USA über Dutzende Basen verfügen und zehnfach größeres Militärbudget haben.
Der Generalkonsul begrüßte den Austausch von Schülern und Jugendlichen. Allerdings müssten die Verantwortlichen auf der Vertragsbasis handeln, bestimmte Formalitäten erfüllen, dann sei es möglich finanzielle Unterstützung für solche Reisen vom russischen Staat zu bekommen. Auch Frau Schröder-Köpf schloss sich an und fragte die Zuständigen ihre konkrete Schülerreisepläne vorzustellen.
Herr Generalkonsul erklärte, er sei ein sehr dynamischer Mensch und würde gern weiteren Einladungen der DRG nach Celle folgen.
Im Anschluss an die Reden fanden intensive und gemütliche Gespräche bei Tee und Gebäck statt. Vielen Dank an die Mitarbeiterinnen der Management-Akademie, die für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt und die Tische schön dekoriert haben.
Irina Gankema-Nikolaevskaia.

 

Fotos: Juri Petovic

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