Am Freitag, den 22. November fand der "Bunte Abend" statt. Organisiert wurde das Treffen für Russland Interessierte durch die Deutsch-Russische Gesellschaft. Im Haus der Vereine am Hafen wurde für den Abend ein gemütlicher Raum reserviert.
16 Gäste wurden durch die Leiterin der Gesellschaft Frau Panteleeva-Stammen herzlich begrüßt.
Als erster nahm das Wort Frank Neumann. Er ist mehrmals im Jahr geschäftlich und privat in Russland und Weißrussland unterwegs. Herr Neumann räumte ein, dass der Unionstaat zwischen den beiden Ländern ist keineswegs mit der Neubildung einer Sowjetunion gleichzusetzen. Er verwies auch auf die aktuelle politische Situation mit den Parlamentswahlen und der Ankündigung des Präsidenten von Weißrussland Herrn Lukaschenko seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2020 erneut zu stellen. Lukaschenko ist seit 24 Jahren Präsident des Landes.
In Weißrussland betreibt Herr Neumann die Ahnenforschung von seiner angeheirateten Verwandtschaft und wundert sich, dass der Zugang zu Archivmaterialien so problemlos geschieht. Er wies darauf hin, dass es seit Kurzem möglich ist, nach Weißrussland ohne Visum einzureisen, wenn man das Limit von 30 Tagen nicht überschreitet und die Grenzen zu den Nachbarländern nicht überquert. Er animierte die Ruhe und Weite Suchenden nach Weißrussland zu fahren und bot schmunzelnd eine Gastarbeiterstelle auf den Kartoffelnfeldern seiner Verwandtschaft.
Frank Neumann unterstrich, dass während seiner Reisen in beide Länder er 400 bis 1000 km an einem Tag zurücklegen kann. Er bedauerte, dass die Entwicklung der russischen Provinz nicht schnell genug vorangeht, verglichen mit den Großstädten und den beiden Weltmetropolen Moskau und St.Petersburg.

Herr Neumann führte Beispiele solcher Mittelstädte wie Dubna, Taldom, Samara, Tschapaevsk an.
Frau Panteleeva-Stammen schlug den Anfängern auf dem Gebiet Russlandreisen vor, erst mit der russischen Provinz Bekanntschaft zu machen, um von der Größe der beiden Hauptstädte nicht erschlagen zu werden.
Das Wort übernahm Frau Gankema-Nikolaevskaia. Sie erzählte von der zweiwöchigen Russland Reise im vergangenen Juli. Am Anfang wurde ein 3-minütiges Video gezeigt mit schönen und lustigen Bildern von der Reise. Ein befreundetes deutsches Paar war auf dieser Reise mit. Man hat üblicherweise Moskau und St. Petersburg besucht. Obwohl Frau Gankema selbst aus Moskau kommt, betonte sie, dass auf jeder Reise immer neue Aspekte entdeckt werden können. So wie diesmal das Gelände der ehemaligen VDNCH (Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft), das zu einem gemütlichen Park mit fantastischen Brunnen und Pavillons geworden ist. Gleichwie der Besuch eines Panoramas auf der Etage 89(!) eines der Türme der Moskau City mit Eis und Pralinen AllYouCanEat.
In St. Petersburg beeindruckte insbesondere das Gebäude des Generalstabes auf dem Schlossplatz, das seit 2013, nach dem umfassenden Innenumbau eine fantastische Impressionisten Sammlung beherbergt und weniger bekannte, aber nicht weniger hervorragende, französische Malerei des 19. Jh. ausstellt. Frau Gankema betonte, dass alle Museumsbesuche in den zwei Wochen einige Wochen im Voraus geplant und im Internet gebucht worden waren. So war man von dem stundenlangen Anstehen vor dem Eingang verschont.
Die nächste Rednerin Frau Olga Adam erzählte sehr lebendig, mit Witz und guter Laune über die Sommerreise ihrer Familie nach Karelien. Sie und ihr Mann haben in der karelischen Stadt Medveshjegorsk, was Bärenberg bedeutet, eine Woche bei ihren Freunden verbracht. Frau Adamerzählte voller Begeisterung über die malerische Natur, den riesigen Onegasee, in dem leider das Wasser etwas zu kalt zum Baden war.
Olga Adam wies auf die Notwendigkeit hin, immer Schutz vor Regen: sprich Regenjacken, -hosen, -kappen und schirme, bei sich zu haben. Der Regen sei zwar kurz, aber heftig. Leider habe eine Hochzeitgesellschaft auf dem Onegasee diese Regel nicht beachtet mit den katastrophalen Folgen für Frisuren und Festroben.
Besonders beeindruckend sei der Tag auf der Insel Kischi gewesen. Das Holzarchitekturensemble mit wunderschönen Kirchen gehört zum UNESCO -Weltkulturerbe. Olga Adam hat sehr witzig von der Überfahrt auf die Insel in einem kleinen Boot erzählt. Leider wurde man von der Warnung: giftige Schlangen im Gras - ganz schön eingeschüchtert.
Auch Besuch an St. Petersburg und Zarendorf stand auf dem Programm, um den seit langem gehegten Traum zu verwirklichen und das Bernsteinzimmer mit eigenen Augen zu sehen. Jedoch waren die damit verbundenen Strapazen, vor allem das stundenlange Schlange Stehen viel zu groß. Sodass das Bernsteinzimmer an ihrem Glanz etwas eingebüßt habe. Alles in allem sei der Russland Urlaub gut gelungen, aber auch Olga Adam würde den Interessenten raten, nicht gleich die Großstädte zu besichtigen, sondern erst in die gemütliche russische Provinz zu reisen.
Helmuth Gebauer erzählte über seine Reise nach Tjumen. Er wurde durch die Partnerstadt von Celle eingeladen ein Freizeichenkurs in einem Walderholungscamp für die Schüler zu geben. Er erzählte mit Begeisterung von 100 motivierten, disziplinierten und talentierten Teilnehmern im Alter von 7 bis 17 Jahren. Die Kinder waren in mehrere Klassen mit 11-13 Kindern verteilt. Das Zeichenmaterial wurde von der Stadt nach der Wunschliste von Herrn Gebauer, die er von Celle aus geschickt hatte, angeschafft. Die Kinder mussten Quadrat, Kreis, Linie und 3D Körper mit Drehung zeichnen und arbeiteten daran mit viel Interesse und Hartnäckigkeit.
Es entstand eine liebevolle Beziehung, die Kinder jubelten Herrn Gebauer im Chor zu: Helmuth, Helmuth, Helmuth! als er eine Urkunde überreicht bekommen hat. Außer dieser Aufgabe gab es viele Besuche in der Administration der Stadt, an der Uni, in einer Öl- und Gas Firma, Teilnahme am Fest der Kulturen mit Tanz und Gesang. Überall wurde er herzlich empfangen. Die Gastfreundlichkeit sei kein bloßes Wort in der sibirischen Stadt, Gastfreundlichkeit werde dort gelebt.
Der Kurzbericht über eine Reise nach Moldawien rundete den bunten Abend ab. Wolfgang Graap erzählte, dass die Kontakte nach Moldawien über die Partnerstadt Tjumen entstanden waren. Entgegen der gängigen Meinung scheine das Land und besonders die Hauptstadt Kischinau keineswegs arm.
(In verschiedenen Statistiken wird Moldawien als das ärmste Land Europa aufgeführt.) Menschen seien ordentlich gekleidet, Häuser in einem guten Zustand. Besonders beeindruckend ist die moldawische Landschaft, die man mit Norditalien vergleichen kann.
Zur Gastfreundlichkeit gehört auch ein Glas Wein hervorragender Qualität. Leider ist es Moldawien bisher nicht gelungen mit diesem Produkt den europäischen Markt zu gewinnen, so dass der meiste Absatz nach Russland erfolgt, wie in den Sowjetzeiten. Herr Graap erzählte, dass er mehrere Weingüter besichtigt hatte, die einen großen Eindruck durch die modernste computergesteuerte Technik hinterließen. Moldawien sei auf jeden Fall einer Reise wert.
Mit Nachgesprächen bei Tee und Süssigkeiten klang der Bunte Abend gemütlich aus.
Irina Gankema-Nikolaevskaia